Dienstag, 23. März 2021

Die Geschichte hinter dem Bild

 

Alblust Frühlingsausgabe 2021

Wasser, Wind und Wetter: Themenschwerpunkt „Kraft der Natur“

 

In der Ausgabe Frühjahr 2021 des Alblust Magazins gebe ich in über zwei Seiten einen Einblick in meine Leidenschaft der Wetter und Gewitterfotografie.

Heute möchte ich Euch die Geschichte hinter diesem Bild erzählen.

Am 27.07.2019 um 02:06 Uhr morgens habe ich zum Abschluss des Abends mich im Hofbühlweinberg bei Metzingen-Neuhausen befunden. 300 Meter Luftlinie von zu Hause. 

 

Ich hatte an diesem Abend endlich eines meiner "Traummotive" einfangen können: Einen Blitzschlag über der Ruine Hohen Urach



In Urach setzte aber Regen ein und ich fuhr also nach Hause. 

Ich hatte mein Motiv, die Nacht habe ich genossen, es ist kurz vor zwei Uhr morgens und die Familie will Morgen was vom Papa haben. 

Dann entschloss mich aber doch noch zu einem Abstecher in den Weinberg und stellte meine Kamera auf. Wie immer, Langzeitbelichtung 30 Sekunden (10 Bilder in Folge). 

Wie ich dann so da Stand wurde es innerhalb einer Millisekunde um mich herum taghell und mich traf auch im selben Moment ein Donnerschlag in die Magengrube, selten hatte ich sowas erlebt.

Auf dem Bild seht ihr es, wie die Kamera durch den Schall in Schwingung kam, erkennbar an den "Wellen" im linken Bildausschnitt. Oder waren es doch Interferenzen durch die Spannung? 

Ich weiß es nicht 

Was ich weiß, dass ich für mich das Bild des Jahres / Saison 2019 gemacht habe. Normalerweise gebe ich meinen Fotos etwas mehr "Pep" indem ich die Blitze stacke. Also aus mehreren Aufnahmen (Gleicher Standpunkt, gleiche Nacht) die Blitze übereinanderlege, um mehr Dynamik im Bild zu vermitteln. 

Hier handelt es sich aber um EIN BILD, das auf dem Bild ist EIN BLITZ

 

Wisst ihr jetzt, was für mich Leidenschaft bedeutet? Das zu erleben, die Kräfte der Natur zu spüren, das ist für mich in den Monaten April bis September "Leben" zu spüren. Und das auf den Sensor zu bannen, diesen eine kurzen Moment in der Ewigkeit, das ist es, was mich rauszieht

 


Quelle Kachelmannwetter.com



 

 


Donnerstag, 11. März 2021

Naturfreund oder Naturnutzer ?

 Naturfreund oder Naturnutzer ?


Seit mehreren Tagen beschäftige ich mich intensiver mit der Naturfotografie.

Dabei stellte ich durch Gespräche fest, dass es zwei Seiten gibt. Die der „Naturfreunde“ und die der „Naturnutzer“. Zur Ersteren zählte ich mich selbst.
Geschockt vom Kahlschlag an der Falkensteiner Höhle, wollte ich diese „Schande“ fotografieren. Dabei kam es zu einem Gespräch mit der beauftragten Firma
Forstdienstleistungen Rueß
in welchem mir Ihre Sichtweise erklärt wurde. Vor allem das WARUM.
Erfreute ich mich, dass der Biber wieder heimisch wurde, habe ich mit betroffenen im Donautal unterhalten. Waschbären im Maienwald in Metzingen. OH MEIN GOTT, wie süß…dann unterhielt ich mich mit
Wildlife Metzingen
.
Eine Kolonie von Kormoranen am Kfurter Baggersee? Klasse, welch anmutige Tiere. Der Fischereiverein Reutlingen ist da anderer Ansicht.
Vom Riesenbärenklau, Ambrosia artemisiifolia oder indischen Springkraut gar nicht zu reden
Natürlich freut es uns Naturliebhaber, wenn wir seltene Tiere antreffen oder exotisch anmutende Pflanzen, aber es gibt nicht nur das schöne in der Natur. Viele der heimischen Tiere und Pflanzenarten werden verdrängt, ja sogar in ihren Beständen bedroht.
Ja es gibt das Eschensterben, ja es sieht nackt und kahl aus, wenn ein Wald „ausgemistet“ wird, aber es ist halt ganz schon heftig, wenn einem ein Ast oder gar Baum auf den Kopf fällt. Es gibt keinen „freien Wald mehr“, jeder Wald ist im Besitz, sei es Staat, Land, Gemeinde oder Privat und es HAFTET immer jemand dafür. Ja, so ging es mir auch. Wie jetzt, da haftet jemand dafür? Wenn der Waldbesitzer weiß, dass seine Eschen vom Pilz befallen sind und nichts tut und es zum Unglücksfall kommt…Herzlichen Glückwunsch, das wars mit der Altersvorsorge.
Kormorane am Baggersee? Und die Fischer regen sich auf, wenn die Fische fangen? Ein Kormoran frisst am Tag 500gr Fisch und dem ist es egal, welche Art. In Kfurt ist die Kolonie ca. 50 Tiere stark. Das sind 25 Kilo Fisch am Tag. 175 Kilo in der Woche, 700 Kilo im Monat. Das ist ne Menge Fisch für den „kleinen“ See und es gibt ja nicht nur die Kormorane, die gerne Fisch essen.
Hurra, der Biber ist zurück…sprach der Naturfreund ganz entzückt. Bist du denn verrückt, fragte der Bahnwärter ganz entrückt? (Dichter und Denker 😉)
Ich würde dieses Thema in meinen neuen Blog auf Albblick.Photos aufnehmen und dazu gerne Eure sachliche Meinung dazu hören und eventuell diese veröffentlichen, schreibt mir doch Eure Erfahrungen in die Kommentare hier oder auf Facebook Albblick Kommentare oder per PN

Gewitterfotografie – Für Anfänger

Gewitterfotografie – Für Anfänger

 

Böenfront über Metzingen 

Im Grunde ist es kein Hexenwerk, eher wie Lotto mit einer höheren Chance 


1. Selbstschutz – oberste Priorität

Sucht euch den passenden Standort. Ich kenne in meiner Region fast jeden Feldweg und Baum. Fahrt mit offenen Augen umher und ihr entdeckt jedes Mal eine neue Location. 

Habt ihr diese gefunden, dann achtet unbedingt auf den Selbstschutz! Stromleitung in der Nähe? Ein See? Ein Baum? Seid ihr der höchste Punkt in der Landschaft? All das müsst ihr berücksichtigen, da die Natur und gerade Unwetter unberechenbar sind. Im Zweifel setzt ihr Euch in den Kofferraum und fotografiert aus diesem. Ach ja, und am besten ihr nehmt nicht euer neuestes Auto, meins hat einige Erinnerungen vom Hagel. 

Blitze fotografiere ich gerne aus einem Parkhaus, falls ihr in einer größeren Stadt wohnt. Dort ist man am sichersten und auch vor dem Regen und evtl. Hagel am besten geschützt.

Um die besten Motive zu bekommen, mit ansprechenden Vordergründen etc. kann es auch sein, etwas wandern zu müssen. Gerade hier auf der Alb sind die besten Spots nicht direkt mit dem Auto erreichbar und eine halbe Stunde Fußweg kann lange sein. 

Daher baumelt bei entsprechenden Lagen ein Kletterhelm an meinem Rucksack. Warum? Nun, 2013 habe ich tennisballgroße Hagelkörner abbekommen und selbst Körner mit 2-3 cm Durchmesser sind keine Seltenheit mehr und tun mächtig weh

 

2. Equipment

Kommen wir zum Technischen Teil und was ich vor Ort mache.

Gerade bei der Wetterfotografie platzt mein Rucksack oder Kofferraum. Regenjacke, Trinkflasche, Sitzkissen, Helm (ja Helm, bei Hagel sehr wichtig), Taschenlampe etc. Wenn ich mein komplettes Equipment zusammen packe sind 25-30 Kilo durchaus drin.

Spiegelreflex und Systemkameras haben Wechselobjektive, quasi für jede Situation ein anderes. Meine Hauptkameras sind momentan die Canon 77D und die Sony A6300. Als Backup bzw. als Nebenkameras nutze ich noch die Sony A600 sowie eine Bridgekamera, die Panasonic Lumix FZ300
Wenn ich zu meinem Spot laufen muss, sind mindestens 3 Kameras dabei, aber immer die Lumix.

Was macht die Lumix, als Bridgekamera denn so großartig? Nun, einerseits der Preis und eine nette Funktion. Zeitraffer bzw. Timelaps. Ich richte die Kamera auf das heranziehende Gewitter aus und stelle 1000 Bilder a 1 Bild alle 2 Sekunden (als Beispiel) ein und danach setzt die Kamera die Bilder als Zeitraffervideo zusammen. Feine Sache finde ich und eine SD-Karte mit 256 GB ist mittlerweile auch erschwinglich.  (siehe dieses Video auf Youtube )

Für die Sony Kameras aus der A6xxx Reihe habe ich immer das Samyang 12mm sowie das Standartobjektiv 18-55mm dabei. Meiste steht das Weitwinkel bodennahe auf einem Stativ zwecks des Motivs.

Die Canon ist meistens mit dem Tamron 18-200mm ausgerüstet, wobei ein Weitwinkel von Sigma 10-20mm noch dabei ist und meist in der Hand. Stellt Euch einfach zwei Kameras auf dem Stativ vor und dazwischen renn ich rum und mache Bilder mit der dritten Kamera. Oder halt nein, stellt es euch nicht vor, macht es einfach selbst

 

3. Tageszeit – Vom Stormchasing und Chillen in der Nacht

 3.1 Tagsüber = Stormchasing

 Es gibt jetzt noch mehrere Faktoren. Welche Tageszeit?

 Tagsüber fokussiere ich mich eher auf Wolken. Wenn sich Quellwolken ballen oder eine Shelfcloud sich bildet, gigantisch.

Hier helfen mir Grauverlaufsfilter vor den Objektiven die extremen Helligkeitsunterschiede zwischen Himmel Wolke und Boden auszugleichen.

Die hohe Kunst ist es jetzt mit dem Gewitter zu reisen. Meistens haben wir hier in der Region Westwetter, also in meinem Fall zieht eine Front die Alb entlang von West nach Ost. Sprich das Wetter kommt vom Schwarzwald, den Albtrauf entlang Richtung Ulm.

Also plane ich meine Route, dass ich vor dem Wetter bin. Das bedeutet aber auch, Wetterkarten zu lesen und wie die Zugbahn sein könnte. Meistens mache ich das 24-12 Stunden vorher und dann aktuell während der Fahrt (meistens ist meine Frau dabei die dann den Job übernimmt)

Anhand von diesen die Route großräumig planen und oh, die Standorte nicht vergessen. Autobahn ist die schnellste Möglichkeit von A nach B aber doof zum Halten. Meistens reise ich über die Autobahn und bevorzuge dann aber Bundesstraßen oder die Gourmethappen Land und Kreisstraßen. Da ist meistens alle 100 Meter ein Feldweg, klasse. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man stoppt. Zu weit von daheim weg, das Gewitter kommt immer näher. Da bietet sich jetzt eine Tankstelle oder Parkhaus an, das Gewitter über sich hinweg rollen zu lassen. Lieber 5€ Parkgebühr und Kaffee an der Tanke als Hagelschaden am KFZ. Außerdem kommt nach Regen immer Sonnenschein und eine Front von hinten ist auch nett anzusehen. Vor dem Gewitter ist Premium, im Gewitter ist ganz schlecht und Gewitter von hinten ist ein schöner Abschluss vom Tag. Und dann kommt die Nacht…

 

Superzelle am Albtrauf bei Neuffen

3.2 Nachts = Chillen

 

…und wir gehen schlafen und verpassen das Beste. 

Kaffee und Energydrinks sind treue Begleiter, wenn nach einem Tag „Stormchasing“ Petrus uns nachts noch verwöhnen möchte. Da wir aber ganz schön geschafft sind, vom Kilometerfressen am Tag, chillen wir heimatnah. Das kann der Feldweg hinter dem Haus sein, der Weinberg oder sonst ein nettes Fleckchen.

 Meistens sitze ich dann auf einer Wiese zwei Kameras neben mir und genieße die Show am Himmel. Dabei ist es fast egal ob das Gewitter mehrere Kilometer entfernt ist, hier geht es um die Blitze und die sieht man Kilometerweit. 

Ich habe zum Beispiel aus dem Metzinger Weinberg das Wetterleuchten eines Gewitters bei Straßburg fotografiert. (Bild auf Flickr )

Ich fokussiere manuell auf den entferntesten Punkt, mache meine Blende auf, Iso 100 und nutze den Selbstauslöser 10 Sec 10 Bilder a 20 Sekunden (auch hier wieder nur als Beispiel) und das wars. Den Rest erledigt Petrus und die Kameras. Ihr lest, tagsüber ist das teilweise „stressig“ (Stau, Gewitterzugbahn, wohin fahren, wo parken) und nachts ein Genuss

Gewitter Bad Urach, Nachts gegen 23 Uhr


4. Nachbearbeitung

 

Landschaftsaufnahmen, gerade in der Nacht bedeuten immer eine sehr aufwendige Nachbearbeitung. Ich nutze dafür Lightroom und Photoshop CC sowie die NiK Collection. Aber auch schon während der Aufnahme achte ich auf die Einstellungen der Kamera. ISO, Blende, Belichtung, der Winkel, all das sind Dinge, die der PC nachher nicht mehr ändern kann.
Zurück zu Hause sichtete ich die Bilder und sortierte die besten mit Blitzen aus. Mittels Lightroom entwickelte ich die einzelnen Bilder. Manchmal ertappe ich mich, dass ich Schummel und mit Photoshop legte ich mehrere Bilder übereinander. Das nennt man Stacking und wird häufig genutzt. Hier ist es aber wichtig, ein und dieselben Aufnahmen zu verwenden. Somit bekommt ihr auf ein Bild, die Blitze von 20 Bildern als Beispiel. Sieht zwar krass aus, aber hat auch den faden Beigeschmack der Manipulation, aber das ist eine andere Geschichte.

Blitzschlag am Albtrauf, Nachmittags ca. 15 Uhr

5. Warum??

 

Ich liebe Unwetter und Gewitter. Meine Inspiration ist das Wetter, weil es für mich die Besten, ausdrucksvollsten und abwechslungsreichsten Motive bietet. Diese Momente, die nur einen Bruchteil einer Sekunde andauern für die Ewigkeit zu bannen, das treibt mich immer vor die Türe. Meine Region, am Fuße der Schwäbischen Alb, bietet eine einmalige Kulisse und zeigt mir jedes Mal, dass die Schönheit unmittelbar vor der Haustüre liegt und man nicht immer tausende Kilometer reisen muss

Ich weiß, es ist jetzt nicht der perfekte Guide, aber hey, ich bring mir das alles selbst bei und das Großartige an der Fotografie ist: Du wirst mit jedem Bild besser. Ich stand am Anfang im Feld mit einem Rucksack voller Post It, hatten eine halbe Bibliothek dabei und verbrachte Nächte im Internet, um zu schauen, wie was geht. Heutzutage mit SD-Karten jenseits der 64GB ist Try and Error die Beste Schule







Die Geschichte hinter dem Bild

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